1. Einleitung

Die vorliegende Studie untersucht Alltags- sowie Diskriminierungserfahrungen von LSBTTIQ* - Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, inter* und queeren Menschen in Brandenburg. Sie wurde vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg (MASGF) in Auftrag gegeben. Ihr Ziel ist es, die bestehenden Wissenslücken über den Alltag von LSBTTIQ* im Land zu schließen und der Brandenburgischen Landesregierung den Herausforderungen und Problemen von LSBTTIQ* in Brandenburg aufzuzeigen und Handlungen dazu ableiten zu können. Die Untersuchung wurde nach einer öffentlichen Ausschreibung an die Wissenschaftler*innen von Change Centre Consulting vergeben. Die Online-Erhebung wurde in enger Abstimmung mit dem Ministerium von April bis Juni 2017 durchgeführt.

Als erstes Bundesland hat Brandenburg bereits 1992 ein Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung in seine Landesverfassung aufgenommen. Seitdem hat das Land immer wieder Zeichen gegen Benachteiligung und Diskriminierung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt gesetzt, beispielsweise durch die Unterstützung von Projekten der Community wie der Landeskoordinierungsstelle für LesBiSchwule & Trans* Belange des Landes Brandenburg (LKS) oder Veranstaltungen mit LSBTTIQ*. Trotz der vielen engagierten Menschen, die sich für mehr Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen in den Städten wie im ländlichen Raum Brandenburgs einsetzen, gibt es allerdings nach wie vor Vorurteile gegenüber nicht heterosexuell lebenden Menschen sowie gegenüber Trans* und Inter*. Deshalb hat der brandenburgische Landtag im Juni 2016 die Erarbeitung eines „Aktionsplan für Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, für Selbstbestimmung und gegen Homo- und Transphobie in Brandenburg“ beschlossen. Damit soll einem „positiven gesellschaftlichen Wandel hin zu Akzeptanz, Respekt, Wertschätzung und vor allem Dialog“ Vorschub geleistet werden. Folgende Ziele stehen dabei im Vordergrund:


Damit der Aktionsplan eine breite gesellschaftliche Akzeptanz erreicht, wurde er im Verlauf des Jahres 2017 in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit der LSBTTIQ*-Community, den aktiven Verbänden und der Zivilgesellschaft in Brandenburg entwickelt. Mittels einer Online-Dialogplattform konnten Vorschläge für den Maßnahmenplan gesammelt werden, welche in drei regionalen (in Potsdam, Cottbus und Prenzlau) und einer zentralen Veranstaltung in Potsdam diskutiert werden konnten und ebenfalls neue Maßnahme erarbeitet wurden.

Im Erarbeitungsprozess war auch eine begleitende Online-Befragung vorgesehen. Sie sollte ausgewählte Befunde zur Lebenssituation von LSBTTIQ* in Brandenburg erbringen. In der Umfrage bekamen die Befragten durch offene Fragen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen innerhalb eines umfassenden Fragenkatalogs darzulegen. Das Frageinstrumentarium orientierte sich eng an dem von vergleichbaren Befragungen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz – auch um zu prüfen, ob Vergleichbarkeiten oder Besonderheiten sichtbar gemacht werden können.

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