2.2 Entwicklung und Aufbau der Befragung

Bei der Konzeption des Frageinstrumentariums wurden die Fragebögen zweier ähnlich angelegter Studien aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg als Referenzstudien herangezogen. Diese ebenfalls im Kontext von Landesaktionsplänen gegen Homo- und Transphobie konzipierten Fragenkomplexe und Frage-Antwort-Formulierungen wurden in großen Teilen für die vorliegende Befragung repliziert. Zudem wurde ein Fragebereich aus der Studie "Coming-out - und dann...?! Coming-out-Verläufe und Diskriminierungserfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland"10 des Deutschen Jugendinstituts (DJI) hinzugenommen. Da nur vereinzelt Anpassungen in der Frageführung und wenigen Item-Formulierungen vorgenommen wurden, sind die Antworten der vorliegenden brandenburgischen Studie in hohem Maße mit den Befunden aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vergleichbar.11 Wo möglich und sinnvoll, werden diese Benchmark-Daten12 daher im Ergebnisteil herangezogen, um allgemein gültige Ergebnisse beziehungsweise landesspezifische Herausforderungen identifizieren und einordnen zu können.

Der Fragebogenaufbau orientierte sich zweitens an den Handlungsfeldern, die im Rahmen des „Aktionsplans Queeres Brandenburg“ gemäß dem Landtagsbeschluss vom 9. Juni 2016 diskutiert und aufgearbeitet werden sollten. Um evidenzbasierte beziehungsweise empirische Hinweise für politische Entscheidungen geben zu können, decken die abgefragten Handlungsfelder diejenigen Themen ab, die im Erarbeitungsprozess des Aktionsplans eine Rolle spielten. In einem ersten Teil wurden zunächst allgemeine Fragen zum Wohnort, zur sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität sowie zu Diskriminierungserfahrungen als LSBTTIQ* gestellt. Anschließend folgten Fragen zu speziellen Themenfeldern und offene Eingabemöglichkeiten für konkret erlebte Diskriminierungssituationen. Der Fragebogen endete mit der offenen Eingabemöglichkeit für Maßnahmenvorschläge und Handlungsprioritäten im Rahmen des „Aktionsplans Queeres Brandenburg“. Folgende Einzelthemen wurden abgefragt:

Die Studienteilnehmer*innen hatten in jedem Abschnitt des Fragebogens die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Eindrücke auch in eigenen Worten zu schildern. Diese offenen Antworten13 illustrieren spezifische Diskriminierungssituationen, die exemplarisch für noch bestehende Benachteiligungen von und erlebte Vorurteile gegenüber LSBTTIQ* in Brandenburg stehen.

Bei der Konzeption des Fragebogens wurde auf Objektivität, Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Validität (Gültigkeit) geachtet. Um Missverständnissen und Schwierigkeiten bei der Beantwortung vorzubeugen, wurde dieser in einer Pretest-Phase im April 2017 Repräsentant*innen der Zielgruppe, den Vertreter*innen der brandenburgischen LSBTTIQ*-Verbände sowie der Landesgleichstellungsbeauftragten zur Kommentierung vorgelegt, u.a. im Verlauf einer Veranstaltung im April 2017. Ihr Feedback ist in die finale Version des Fragebogens eingeflossen, ohne die Vergleichbarkeit zu den genannten Referenzstudien zu stark einzuschränken.

Es entstand damit ein ausführlicher, anonymer und standardisierter Fragebogen, der online auszufüllen war. Er enthielt offene und geschlossene wie auch Hybridfragen (Kombination aus offener und geschlossener Frage). Die Absicht, so viel wie möglich über die Zielgruppe der Befragung herauszufinden, überwog die Vorbehalte gegenüber einer hohen Abbruchquote aufgrund der Fragebogenlänge. Das Ausfüllen des Fragebogens in Gänze benötigte etwa dreißig Minuten Zeit.

 


10 Krell, Claudia; Oldermeier, Kerstin (2015): Coming-out – und dann…?! Ein Forschungsprojekt des Deutschen Jugendinstituts zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans*Jugendlichen und jungen Erwachsenen. URL: http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2015/DJI_Broschuere_ComingOut.pdf.
11 Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse wird allerdings durch unterschiedliche Verteilungen der LSBTTIQ*-Subgruppen in den Stichproben und die Tatsache, dass in Rheinland-Pfalz allgemein nach Diskriminierungserfahrungen und in der vorliegenden Untersuchung sowie in Baden-Württemberg nach den Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre eingeschränkt. Siehe dazu auch das folgende Kapitel.
12 Der Begriff Benchmark bezeichnet eine Vergleichsgröße, bspw. Vergleichsgruppen an Befragten oder Daten.

13 Etwaige Rechtschreibfehler in diesen Antworten wurden durch das Autoren-Team grundsätzlich korrigiert, ohne dies in jedem Einzelfall kenntlich zu machen.

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