Vorwort
Liebe Leser*innen,
als sich der Brandenburgische Landtag im Sommer 2016 mit deutlicher Mehrheit für einen „Aktionsplan für Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, für Selbstbestimmung und gegen Homo- und Transphobie in Brandenburg" aussprach, haben wir uns als Landesregierung Brandenburg gefragt: Was wissen wir über die Gewalt gegen und die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, inter* sowie queeren (LSBTTIQ*) Brandenburger*innen? Welche Herausforderungen bestimmen ihren Alltag? Welche Erfahrungen machen sie beispielsweise in den Schulen, in den Unternehmen oder den Pflegeeinrichtungen des Landes, welche im kulturellen und im Freizeitbereich?
Ermutigend fand ich in diesem Zusammenhang ein Ergebnis aus der Ende 2015 veröffentlichten Studie „Queeres Deutschland 2015“1 . Sie deutet auf ein hohes Maß an Offenheit in der Bevölkerung gegenüber den unterschiedlichen Lebensweisen, sexuellen Orientierungen und Präferenzen hin: Eine Teilauswertung der repräsentativen Studie zeigt, dass es siebzig Prozent der befragten Brandenburger*innen begrüßen würden, wenn bei ihnen nebenan ein schwules oder lesbisches Paar einziehen würde. Mit dieser Zustimmungsquote landete Brandenburg bundesweit auf Rang eins. Die Mehrheit der bei uns lebenden Menschen hat eine tolerante Grundhaltung. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass schwule, lesbische oder etwa Trans*Menschen im Alltag auch heute noch Vorurteilen, Intoleranz und Unkenntnis begegnen. Aber in welchem Maße diese Diskriminierungserfahrungen im Land gemacht werden, das war bislang unklar und wird durch die vorliegende Studie nun erstmals beleuchtet.
Aus einer aktuellen Befragung des Berliner Marktforschungsinstituts Dalia ging hervor, dass sich in Deutschland 7,4 Prozent der befragten Personen als lesbisch, schwul, bisexuell oder trans* bezeichnen.2 Auf Brandenburg bezogen wären das etwa 185.000 Menschen. Die vorliegende Studie hat speziell diese Gruppe angesprochen, um ein möglichst genaues Bild der Lebensrealität von LSBTTIQ* zeichnen zu können. Die Erkenntnisse aus der Studie sollen der Landesregierung und engagierten Akteur*innen als empirische Grundlage dienen, um geeignete Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die bestehenden Diskriminierungen zu bekämpfen und Brandenburg noch bunter zu machen.
Denn die Antworten zeigen: Es besteht nach wie vor Handlungsbedarf – sei es beim Verhalten auf den Schulhöfen, bei der Verstetigung der Selbsthilfestrukturen oder bei der Anzeigebereitschaft von Übergriffen auf LSBTTIQ*. Die Landesregierung wird daher den Dialog mit der Zivilgesellschaft fortführen und ihre Aktivitäten auch unter Beachtung der vorliegenden Ergebnisse weiterentwickeln.
Ich bin fest davon überzeugt: Eine offene, diskriminierungsfreie und vielfältige Gesellschaft macht unser Zusammenleben im Land für alle Bürger*innen lebenswerter. Das lohnt unseren Einsatz und das Engagement vieler in diesem Bereich ehrenamtlich engagierter Bürger*innen.
Diana Golze
Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg
1 Change Centre Foundation (2015): Queeres Deutschland 2015. Zwischen Wertschätzung und Vorbehalten. Meerbusch. S. 13.
2 Vgl. Dalia Research (2016): LGBT Population in Europe. S. 1. URL: https://daliaresearch.com/wp-content/uploads/2016/11/2016-12-10_pressrel_LGBT.pdf