Lesbische Sichtbarkeit
Die heutige Lesbenbewegung in den fünf neuen Bundesländern hat ihre Ursprünge, wie die Schwulenbewegung, in den 80er Jahren und ist auch von DDR-Erfahrungen weiterhin mitgeprägt. Ein heute noch prägendes Beispiel, ist hier die Gedenkaktion von engagierten Lesben, die in den 80er Jahren versuchten in der nationalen Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück an die lesbischen Opfer zu erinnern. Dabei wurde die Frauen schon bei ihrer Anreise von der DDR-Volkspolizei abgefangen und stundenlang verhört. Niedergelegte Kränze wurden vernichtet und Einträge aus dem Gedenkbuch entfernt. Die vergesellschaftete "Unsichtbarkeit von Lesben" zeigt sich u. a. genau bei diesem Thema. Lesbische Frauen, wurden anders als schwule Männer, in den KZs im "Dritten Reich", nicht mit dem Rosa Winkel stigmatisiert, sondern wurden zumeist unter dem schwarzen Winkel als sog. "Asoziale" gekennzeichnet, wenn sie nicht Jüdin, Kommunistin oder Sozialdemokratin waren. Bis heute gibt es kein würdiges Gedenken an die lesbischen Opfer im KZ, insbesondere nicht im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück.
Seit der Wende 1989/90 haben sich Lesben zumeist in verschiedenen zivilisatorischen Bewegungen, insbesondere in der Frauenbewegung, sowie in der Umwelt- und Friedensbewegung engagiert. Über diese Bewegungsgrenzen hinweg haben sich in Brandenburg Netzwerke des Austauschs und der Verabredungen gebildet. Mit der Implementierung des LAP "Queeres Brandenburg" haben sich die Bemühungen um eine sichtbarere lesbische* Vernetzung und Ansprechbarkeit erhöht. Diese Bemühungen finden in Form von Netzwerktreffen und Veranstaltungen statt. Die Akteurinnen* verorten sich u. a. bei "Lesben gegen rechts", bei den Vereinen LesLeFam e. V. und Lesben im Alter e. V., sowie in den queerpolitischen Landesarbeitsgemeinschaften der Parteien.
Der antragstellenden Verein, der in der Schwulenbewegung seine Wurzeln hat, öffnet sich zunehmend für Fragen zur lesbischen Sichtbarkeit. Diese Veränderungen werden durch lesbische* Mitarbeiterinnen (Ehrenamt und BuFDi) und verschiedenen Projekten anlässlich des CSD Potsdam und im Rahmen des Projektes "Street of Color" verankert.
Das Ziel der LKS "Queeres Brandenburg" ist es, verschiedene Maßnahmen und Projekte zur Erhöhung der lesbischen Sichtbarkeit sowie zur Beratung und Aufklärung von und für Lesben* zu unterstützen und bei Bedarf zu begleiten. Kampagnen zur Erhöhung der Sichtbarkeit von Lesben* sollen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen den netzwerkenen Akteurinnen* initiiert werden. Dabei ist es ein Ziel, Ansprachemöglichkeiten für Lesben* im kleinstädtischen und ländlichen Raum darzustellen, spezifische Veranstaltungen und Kontakt- und Beratungsmöglichkeiten weiterzuvermitteln.
Die LKS "Queeres Brandenburg" hat das Ziel u. a. über die Verankerung kultureller Angebote, wie Lesungen (z. B. "Osteuropa-Express"), Ausstellungen (z. B. "Sollen sie uns doch sehen", "Ohne Mut geht hier nichts"), sowie Vorträge zu gesellschaftlichen Themen (z. B. "Lesben gegen rechts", "Frauen und Gesundheit"), die lesbische Sichtbarkeit im ländlichen und kleinstädtischen Raum zu erhöhen und damit innerhalb der Aktion Regenbogen, wie beschrieben, für entsprechende Angebote zu sorgen.
Die LKS "Queeres Brandenburg" hat das Ziel über die historisch wichtige, lesbische Persönlichkeit Johanna Elberskirchen eine aktuelle lesbische* Sichtbarkeit zu erzeugen. Dazu möchte die LKS "Queeres Brandenburg" ein Projekt entwickeln, dass diese Intention weitgehend folgt. Die Zielsetzung könnte durch die Verleihung eines gleichnamigen Preises oder einer Veranstaltungswoche erfolgen.
Johanna Elberskirchen erlangte überregionale und internationale Bedeutung zur damaligen Zeit als politische Aktivistin, Rednerin, Schriftstellerin. Sie publizierte und engagierte sich für viele feministische Themen: Wahlrecht, geschlechtsspezifische Erziehung und Bildung, Frauenstudium, Gewalt gegen Mädchen und Frauen, Mutterschaft und Kinderheilkunde. Sexualreformerisch und sexualwissenschaftlich setzte sie sich intensiv mit Ehe, Prostitution, Heterosexualität und Homosexualität auseinander. Als aktive Feministin und offen lesbische Frau war sie eine außergewöhnliche Brückenfigur zwischen Homosexuellenbewegung und dem radikalen Flügel der Alten Frauenbewegung. Am 5. Dezember 2002 beschloss die Gemeindevertretung Rüdersdorf bei Berlin einstimmig, das Grab von Hildegard Moniac (Anm. ihre Lebensgefährtin) /Johanna Elberskirchen auf dem Friedhof Rudolf-Breitscheid-Straße unter Schutz zu stellen.
(Quelle: lesbengeschichte.de, Christiane Leidinger)
Die LKS "Queeres Brandenburg" möchte dazu lesbische* Akteurinnen einladen, an einem solchen Konzept kreativ und partizipativ teilzuhaben. Der antragstellenden Verein und die SPDqueer Brandenburg haben verschiedenen Veranstaltungen zur Umfassung der historische Persönlichkeit Johanna Elberskirchen organisiert.
Die LKS "Queeres Brandenburg" möchte interessierte Akteurinnen* proaktiv dazu einladen, eine zentrale Informations- und Beratungsstrategie für lesbische* Mädchen und Frauen in Brandenburg zu entwickeln. Ideen für eine Informations- und Beratungshotline stehen im Raum. Zu klären ist auch die Frage, wie Informationen von und für lesbische* Frauen an Multiplikatoren*_*innen aus Beratungsstellen, kommunalen Einrichtungen sowie aus der Zivilgesellschaft besser weitervermittelt werden können. Dabei spielt der Wegweiser "Queeres Brandenburg" einen wesentliche Rolle, kann aber nicht das einzige Mittel bleiben. Das Ziel der LKS "Queeres Brandenburg" ist es, brandenburgische Projekte und Ansprechpersonen, die für eine "lesbische Sichtbarkeit" stehen, "googlebar" zu machen. Defizite in der Auffindbarkeit von brandenburgischen lesbischen Projekten im Internet sollen durch neue, abgestimmte Strategien in Zusammenarbeit mit interessierten Akteurinnen, behoben werden. Eventuell ist hier eine Zusammenarbeit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus, etwa mit Mecklenburg - Vorpommern und Sachsen - Anhalt möglich.