2. Entwurf

"Sie woll(t)en einfach einen Ort, an dem sie diskriminierungsfrei mit anderen Frauen sein konnten, einen Ort für lesbenpolitische und kulturelle Aktionen und Aktivitäten."

-RuT History

 

Treffmöglichkeiten und Veranstaltungen, die ausschließlich auf Lesben* ausgerichtet sind, gibt es nicht oft. Dabei ist es sehr bereichernd, einen Raum zu haben, in dem frauenliebende Frauen sich über ihre Erfahrungen und Bedürfnisse austauschen können. Diese wurden im Kontext von Gesellschaft und Geschichte zu lange übersehen und ignoriert. Ein heute noch prägendes Beispiel ist hier die Gedenkaktion von engagierten Lesben, die in den 80er Jahren versuchten in der nationalen Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück an lesbische Opfer zu erinnern. Dabei wurde die Frauen schon bei ihrer Anreise von der DDR-Volkspolizei abgefangen und stundenlang verhört. Niedergelegte Kränze wurden vernichtet und Einträge aus dem Gedenkbuch entfernt. Die vergesellschaftete "Unsichtbarkeit von Lesben" zeigt sich u. a. genau bei diesem Thema. Lesbische Frauen, wurden anders als schwule Männer, in den KZs im "Dritten Reich" nicht mit dem Rosa Winkel stigmatisiert, sondern wurden zum Beispiel unter dem schwarzen Winkel als sog. "Asoziale" gekennzeichnet, wenn sie nicht gleichzeitig Jüdin, Kommunistin oder Sozialdemokratin waren. Bis heute gibt es kein würdiges Gedenken an die lesbischen Opfer im KZ, insbesondere nicht im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück (Stand November 2019).

Historisch gesehen ist die Aufarbeitung der Verfolgung und Diskriminierung bzw. Benachteiligung von lesbischen* Frauen schwierig, zum einen aufgrund des Bemühens von Frauen, unsichtbar zu bleiben und zum anderen die Unfassbarkeit von präzisen Gesetzlichkeiten gegen Lesben*. Ernsthafte Konsequenzen, sich offen als frauen- liebende Frau zu präsentieren, gab es in Deutschland noch bis in die 1990er Jahre. Dort konnte die Frau, wenn sie eine Scheidung einreichen wollte, das Sorgerecht für ihre Kinder verlieren. Die Begründung war die Sorge um das Kindeswohl, wenn es bei einer lesbischen* Mutter aufwachsen würde.

Auch wenn das heute durch Gleichstellungsgesetze verhindert wird, besteht weiterhin ein Bedarf an mehr Sichtbarkeit für frauenliebenden Frauen, die den politischen, sozialen und kulturellen Diskurs prägten und prägen, sowie nach mehr erreichbaren Räumen mit Möglichkeit sich regelmäßig untereinander auszutauschen, unabhängig von Altersgruppe, Herkunft oder Behinderung. An einigen Orten sind Lesben* sichtbarer geworden. Da wo Lesben* sich engagieren wachsen Projekte, die ein Ort des Kennenlernen und des Miteinanders sind. Sie nehmen damit Einfluss und bewirken mehr Vielfalt im Kontext LSBTTIQ*.

Mit der Erstellung des Landesaktionsplans "Queeres Brandenburg" gibt es aktuell vermehrt vernetzende Aktionen verschiedener Akteurinnen* mit dem klaren Ziel, lesbische Sichtbarkeit in Brandenburg zu erhöhen. Erste Projekte wie z. B. Rainbow Cinema oder der Fachtag "Lesbisch sichtbar werden" sind initiiert und machen Angebote an lesbische Mädchen und Frauen.

 


Aktionswoche Johanna Elberskirchen

Wir wollen mehr lesbische* Sichtbarkeit in Brandenburg erreichen und planen ab 2021 deswegen eine Aktionswoche, die den Namen Johanna Elberskirchen trägt, einer frühen Vorkämpferin der Frauenbewegung und für Homosexuellenrechte.

Zur Person:
Johanna Elberskirchen war Publizistin, Heilpraktikerin und Kämpferin für die Rechte von Arbeiter_innen, von Frauen und – weltweit außergewöhnlich – auch von Lesben und Schwulen. Spätestens ab 1920 wohnte sie in Rüdersdorf bei Berlin. Sie wirkte Zeit ihres Leben in und mit der Sozialdemokratie und in Frauen- stimmrechtsvereinen.

Anfänglich unter dem Pseudonym Hans Carolan veröffentlichte sie bis zu ihrem erzwungenen Publikationsende 1933 zahlreiche Zeitungsartikel und mehrere Bücher zu feministischen Themen, wie Wahlrecht, geschlechtsspezifische Erziehung und Bildung, Frauenstudium, Gewalt gegen Mädchen und Frauen, Sexualität und Kinderheilkunde. Johanna Elberskirchen war in der u. a. von Magnus Hirschfeld (1868–1935) gegründeten wissenschaftspolitischen Vereinigung Wissenschaftlich-humanitäres Komitee (WhK) aktiv, ferner in der Weltliga für Sexualreform, zuletzt als Referentin in Wien 1930.

 


Wir möchten uns bei folgenden Personen bedanken, die diesen Text entwickelt, weiterentwickelt und korrigiert haben:

Maria Sievers (qu. Factory - Katte e. V.)
Jirka Witschak (LKS qu. Brandenburg)

 

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