Dieses Literaturverzeichnis listet allein die in der Studie indirekt und direkt zitierten Quellen zu queeren Themen auf. Natürlich gibt es darüber hinaus noch zahlreiche weitere Studien, Umfragen und Broschüren über LSBTTIQ*. Um einen umfassenderen Überblick über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sowie Diskriminierungserlebnisse und Einstellungen zu LSBTTIQ* in Deutschland zu erlangen, sind beispielsweise die Online-Auftritte der Antidiskriminierungsstelle des Bundes als auch des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland zu empfehlen.72

Agentur der Europäischen Union für Grundrechte FRA (2014): EU LGBT Survey. European Union Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender Survey. Results at a Glance. Hg. v. Publication Office of the European Union. Luxemburg.

Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (2013): LGBT-Erhebung in der EU. Erhebung unter Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen in der Europäischen Union. URL: http://fra.europa.eu/sites/default/files/eu-lgbt-survey-results-at-a-glance_de.pdf

Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2017): "Out im Office?!" Erste Ergebnisse zur Arbeitssituation lesbischer, schwuler, bisexueller und Trans*-Beschäftigter in Deutschland. URL: http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Umfragen/20170719_Umfrageergebnisse_Out_im_Office.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Change Centre Foundation (2015): Queeres Deutschland 2015. Zwischen Wertschätzung und Vorbehalten. Meerbusch.

Dalia Research (2016): LGBT Population in Europe. URL: https://daliaresearch.com/wp-content/uploads/2016/11/2016-12-10_pressrel_LGBT.pdf

Diekmann, Andreas (2005): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. 14. Auflage, Rowohlt Verlag.

Franzen, Jannik; Sauer, Arn (2010): Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben. Hg. v. Antidiskriminierungsstelle des Bundes. URL: http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Expertisen/Expertise_Benachteiligung_von_Trans_personen.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Geißler, Holger, Drösser, Christoph (2017): Wir Deutschen & die Liebe: Wie wir lieben. Was wir lieben. Was uns erregt. Hamburg.

Kalkum, Dorina; Otto, Magdalena (2017): Diskriminierungserfahrungen in Deutschland anhand der sexuellen Identität. Ergebnisse einer quantitativen Betroffenenbefragung und qualitativer Interviews. Hg. v. Antidiskriminierungsstelle des Bundes. URL: http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Expertisen/Expertise_Diskrimerfahrungen_in_DE_anhand_der_sex_Identitaet.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Krell, Claudia; Oldermeier, Kerstin (2015): Coming-out – und dann…?! Ein Forschungsprojekt des Deutschen Jugendinstituts zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans*Jugendlichen und jungen Erwachsenen. URL: http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2015/DJI_Broschuere_ComingOut.pdf

Küpper, Beate; Klocke, Ulrich; Hoffmann, Lena-Carlotta (2017): Einstellungen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland. Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage. Hg. v. Antidiskriminierungsstelle des Bundes. URL: http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Umfragen/Umfrage_Einstellungen_geg_lesb_schwulen_und_bisex_Menschen_DE.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg (2016): Bericht „Daten, Fakten und Entwicklung zu Migration und Integration“. URL: http://www.masgf.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.447541.de

Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg (2014): Onlinebefragung zur Lebenssituation von LSBTTIQ-Menschen in Baden-Württemberg. URL: https://sozialministerium.badenwuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/msm/intern/downloads/Downloads_Offenheit_und_Akzeptanz/Onlinebefragung_Aktionsplan_Akzeptanz_2014.pdf

Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz (2013): Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender und Intersexuellen in Rheinland-Pfalz. Auswertungsbericht zur Online-Befragung von Juni bis Oktober 2013. URL: mifkjf.rlp.de/fileadmin/mifkjf/Familie/Gleichgeschlechtliche_Lebensweisen/RLP_unterm_Regenbogen/Langfassung.pdf

Office for National Statistics (2017): Sexual identity, UK: 2016. Experimental Official Statistics on sexual identity in the UK in 2016 by region, sex, age, marital status, ethnicity and National Statistics Socio-economic Classification. URL: https://www.ons.gov.uk/peoplepopulationandcommunity/culturalidentity/sexuality/bulletins/sexualidentityuk/2016/pdf

 


72 Auf folgenden Seiten gibt es ein breites Materialangebot zum Download: http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SiteGlobals/Forms/Publikationssuche/Publikationssuche_Formular.html?nn=6560636&cl2LanguageEnts_Themenbereich=geschlecht sowie http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SiteGlobals/Forms/Publikationssuche/Publikationssuche_Formular.html?nn=6560636&cl2LanguageEnts_Themenbereich=sexuelleidentitaet und https://www.lsvd.de/homosexualitaet/buecher-broschueren-usw.html als auch https://www.lsvd.de/lebensformen/lsvd-familienseiten/beratungsfuehrer-regenbogenfamilien/literaturtipps.html

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Das Glossar entstand in Anlehnung an die Begriffsdefinitionen des AndersARTiG - LesBiSchwules Aktionsbündnis Land Brandenburg e.V., welche hier selektiert und teilweise gekürzt dargestellt sind.71

 

Asexualität, asexuell

Menschen, die keine oder eine sehr geringe sexuelle Anziehung zu anderen Menschen verspüren und wenig oder kein Verlangen nach sexueller Interaktion haben. Von vielen deutschen Organisationen wird das "A" für „Asexuelle“ bereits in die Abkürzung "LSBTTIQ*" (zu LSBTTIAQ*) aufgenommen, um deutlich zu machen, dass es viele asexuelle Menschen gibt und diese ebenfalls wahrgenommen werden sollten. Es ist davon auszugehen, dass der Begriff Asexualität genauso wie Transgeschlechtlichkeit in der Bevölkerung recht unbekannt ist oder falsch gedeutet wird. So bezeichnet Asexualität nicht die sexuelle Abstinenz, sondern das fehlende Verlangen nach sexueller Interaktion.

 

Bisexualität, bisexuell

Sexuelle Orientierung, die sich in ihrem Begehren in einem Zweigeschlechtersystem auf beide Geschlechter bezieht, also auf männlich und weiblich. Bisexuelle sind Männer und Frauen, die sich in Männer und Frauen verlieben und diese begehren können.

 

cisgeschlechtlich

Cis – dt.: „diesseits“. Bezeichnung für Menschen, die sich dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei Geburt zugewiesen wurde.

 

Coming-out

Englisch für „herauskommen“. Coming-out heißt der Prozess, in dem einer Person ihre sexuelle Orientierung oder ihre geschlechtliche Identität bewusst wird (= inneres Coming-out) und er*sie diese ggf. ihrem*seinem sozialen Umfeld mitteilt (= äußeres Coming-out). Ein Coming-out ist bedingt durch die heteronormative Struktur von Gesellschaft. Den Weg des Coming-out muss nur jemand gehen, der*die nicht in die gesellschaftlichen Normen zu Geschlechtskörper, Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung passt.

 

CSD

abkürzend für Christopher-Street-Day. CSDs können Demonstrationen, Paraden oder Straßenfeste von LSBTTIQ*-Menschen umfassen, auf denen für die Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt geworben wird. Seinen geschichtlichen Ursprung hat der CSD am 28. Juni 1969 in der Christopher Street in New York, als sich Trans*- Menschen, Lesben, Bisexuelle und Schwule aktiv gegen willkürliche Polizeirazzien im Szene-Lokal Stonewall zur Wehr setzten.

 

eingetragene Lebenspartnerschaft

Seit 1. August 2001 bestehende Form der rechtlichen Anerkennung lesbischer und schwuler Paare. Obwohl im Alltag häufig als „HomoEhe“ bezeichnet, handelt es sich bei der Eingetragenen Lebenspartnerschaft nicht um „Ehe“ im rechtlichen Sinne, da diese trotz vieler rechtlicher Angleichungen in den vergangenen Jahren nicht mit der „Ehe“ gleichgestellt war (z. B. im Adoptionsrecht). Erst Mitte 2017 stimmte der Deutsche Bundestag für eine Öffnung der Ehe für homosexuelle Menschen und räumte ihnen damit dieselben Rechte wie heterosexuellen Ehepaaren ein.

 

gender

Begriff, der in der zweiten Hälfe des 20. Jhds. entstanden und starke Verbreitung gefunden hat. Macht deutlich, dass der Geschlechtskörper nicht festlegt, über welche Vorlieben, Fähigkeiten und Eigenschaften die Person verfügt. Er ermöglicht in besonderer Art und Weise, Geschlecht in seiner sozialkulturellen Dimension zu untersuchen.

 

genderqueer

Selbstbezeichnung für Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau fühlen oder sich als weiblich und männlich identifizieren oder sich ganz jenseits des Zweigeschlechtersystems verorten oder/und deren Geschlechtsidentität fluide ist.

 

Geschlecht

Man unterscheidet zwischen der Ebene der Geschlechtsidentität, der Ebene des geschlechtlichen Ausdrucks und der Ebene des Geschlechtskörpers. Die drei Ebenen haben keine zwingende Verknüpfung miteinander. Als welches Geschlecht ich mich fühle (= Geschlechtsidentität) wird nicht bestimmt durch die mir gegebenen körperlichen Merkmale (= Geschlechtskörper: z.B. Chromosomensatz, Hormone, Organe). Ebenso besteht keine zwingende Verbindung zwischen der Geschlechtsidentität einer Person und ihren Vorlieben, Fähigkeiten, ihrer Art zu reden oder sich zu bewegen, sich zu kleiden oder sonstigen Formen und Möglichkeiten sich geschlechtlich auszudrücken (= Geschlechtsausdruck). Geschlechtsidentität, Geschlechtskörper und Geschlechtsausdruck sind nicht zwingend verknüpft mit dem Geburtsgeschlecht.

 

geschlechtergerechte Schreibweisen

Das Sprechen von Menschen als „Studenten, Politikern, Sportlern, Ärzten“ etc. stammt aus einer Zeit, in der Frauen noch nicht studieren durften, Politik nur von Männern gemacht wurde, es sich für Frauen nicht gehörte, sich aktiv sportlich zu betätigen, Frauen nicht Ärzte werden konnten und sie auf den Bereich von Familie und Heim beschränkt waren. Heute kann (fast) jede*r sich und seine Lebenswünsche verwirklichen. Die Verwendung des Unterstrichs „_“ (Gender gap) oder des „*“ (Gender Star) möchten deutlich machen, dass es mehr als ein Geschlecht (Männer) und sogar mehr als nur zwei Geschlechter (Männer und Frauen) gibt.

 

Heteronormativität, heteronormativ

beschreibt eine Gesellschaftsstruktur, in der davon ausgegangen wird und in der es als das ‚Normale‘ gilt, dass es lediglich zwei Geschlechter gibt, deren Begehren sich zwangsweise aufeinander bezieht und deren Geschlechtsausdruck entsprechend ‚männlich‘ (für Männer) bzw. ‚weiblich‘ (für Frauen) auszufallen hat.

 

Heterosexualität, heterosexuell

Eine sexuelle Orientierung, die sich in ihrem Begehren in einem Zweigeschlechtersystem auf das andere Geschlecht bezieht. Heterosexuelle sind Männer/Jungs, die sich in Frauen/Mädchen verlieben und diese begehren und Frauen/Mädchen, die sich in Männer/Jungs verlieben und diese begehren.

 

Homophobie

Einstellungen, Verhalten oder Aussagen, die Lesben oder Schwule bzw. Menschen, die für lesbisch oder schwul gehalten werden, abwerten.

 

IDAHO(T)/IDAHIT

Internationaler Tag gegen Homo- und Trans- bzw. Interphobie, der am 17. Mai jeden Jahres gefeiert wird.

 

intergeschlechtlich, inter*

Intergeschlechtliche Menschen haben Körper, die sich in einem Zweigeschlechtersystem hinsichtlich ihrer chromosomalen, hormonalen 43 oder anatomischen Merkmale nicht eindeutig in eine der beiden gesellschaftlich anerkannten geschlechtlichen Kategorien „Mann“ oder „Frau“ einordnen lassen. Wie alle anderen Menschen können auch Inter* sich als Männer, als Frauen oder anders erleben und definieren. Das Sternchen * steht in diesem Fall für die verschiedenen Identifizierungsmöglichkeiten und Begrifflichkeiten für inter* Menschen: * kann stehen für „-geschlechtlich", „-sexuell", „-sex" etc..

 

 

Interphobie

Einstellungen, Verhalten oder Aussagen, die Inter* bzw. Menschen, die für inter* gehalten werden, abwerten.

 

Intersexualität, intersexuell

In Recht und Medizin gängiger Begriff für Intergeschlechtlichkeit. Manche Inter*menschen verwenden intersexuell auch für sich selbst.

 

Lesbe, lesbisch

Eine sexuelle Orientierung, die in einem Zweigeschlechtersystem das gegenseitige Lieben und Begehren von Frauen/Mädchen beschreibt.

 

LSBTTIQ*, engl. LGBTIQ

abkürzend für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Inter* und queere Menschen (engl. Lesbians, Gays, Bisexuals, Trans, Inter and Queers). Das * bei LSBTTIQ* deutet darauf hin, dass auch in der LSBTTIQ*-Community kein abschließender Konsens darüber besteht, wer – und damit welche weiteren Buchstaben – zur Community zu zählen sind. Das * steht für weitere mögliche Gruppen wie z.B. ‚A‘ für Asexuelle.

 

Pansexualität, pansexuell

Eine sexuelle Orientierung, die aus dem Zweigeschlechtersystem ausbricht und sich in ihrem Begehren auf alle Geschlechter bezieht, also nicht nur auf Menschen, die sich als Männer oder Frauen identifizieren.

 

queer

Englisch für „schräg, seltsam“ und ursprünglich im englischsprachigen Raum Schimpfwort für LSBTTIQ* und für solche, die dafür gehalten wurden. Mittlerweile hat sich die LSBTTIQ*-Bewegung den Begriff positiv angeeignet und verwendet ihn 1) als Gegenentwurf zur Kategorisierung von Menschen in Bezug auf Geschlecht, Begehren und Beziehungsform (z.B. transgeschlechtlich, lesbisch oder monogam) und 2) wird „queer“ des öfteren als Sammelbezeichnung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*menschen verwendet.

 

Regenbogenfamilie

Familien, in denen mindestens ein Elternteil nicht heterosexuell oder cisgeschlechtlich ist.

 

Schwuler, schwul

Eine sexuelle Orientierung, die in einem Zweigeschlechtersystem das gegenseitige Lieben und Begehren von Männern/Jungs beschreibt.

 

sexuelle Identität

Begriff, der entweder als Synonym für sexuelle Orientierung verwendet wird oder als ein Konzept, das darüberhinausgehende Dimensionen einschließt (z.B. Geschlechterrolle oder Geschlechtsausdruck).

 

sexuelle Orientierung

Sexuelle Orientierung einer Person sagt etwas darüber aus, in welche Menschen sie sich verliebt und sexuell anziehend findet. Man kann die sexuelle Orientierung einer Person weder ansehen, noch kann man für andere Personen festmachen, welche sexuelle Orientierung sie haben. Darüber hinaus kann man sich für eine sexuelle Orientierung nicht entscheiden.

 

Transgender

Englischer Begriff, äquivalent zu transgeschlechtlich.

 

transgeschlechtlich, trans*

Beschreibt in einem Zweigeschlechtersystem Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit ihrem Geburtsgeschlecht übereinstimmt. 44 Dieses umfasst Menschen, die sich ‚gänzlich‘ mit ‚dem anderen‘ Geschlecht identifizieren als auch Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau fühlen. Das Sternchen * steht in diesem Fall für die verschiedenen Identifizierungsmöglichkeiten und Begrifflichkeiten für trans* Menschen: * = -ident, -sexuell, -männlich/-weiblich, -frau/- mann, -gender, etc..

 

Transition

Bezeichnung in einem Zweigeschlechtersystem für den Prozess, den manche trans* Menschen durchlaufen, um ihr Geburtsgeschlecht an ihre tatsächliche Geschlechtsidentität anzugleichen. Dieser Prozess umfasst eine soziale Dimension (Verhalten und Einstellung von Familie, Freund*innen, Kolleg*innen und anderen gegenüber der trans* Person in Bezug auf seine*ihre Geschlechtsidentität), eine rechtliche Dimension (z.B. Änderung des Geschlechtseintrages und des Vornamens; Änderung wichtiger biographischer Dokumente) und eine körperliche Dimension (z.B. Bartentfernung/Bartwuchs, Brustwachstum/Einebnung des Oberkörpers, Körperfettumverteilung, Maskulinisierung/Feminisierung des Gesichts).

 

Transphobie

Einstellungen, Verhalten oder Aussagen, die Trans* bzw. Menschen, die für trans* gehalten werden, abwerten.

 

Transsexualität/-identität, transsexuell/transident

beschreibt in einem Zweigeschlechtersystem Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit ihrem Geburtsgeschlecht übereinstimmt. Transsexuelle identifizieren sich eher mit ‚dem anderen‘ Geschlecht.

 


71 Vgl. AndersARTiG - LesBiSchwules Aktionsbündnis Land Brandenburg e.V.: Abkürzungen & Begriffe. URL: http://andersartig.info/index.php?article_id=117.

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Ein Ergebnis der aktuellen repräsentativen ADS-Befragung zur Einstellung der deutschen Bevölkerung gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland lautet, dass sich 71 Prozent der Deutschen darüber freuen, dass die Republik noch vielfältiger und bunter wird.67 Gleichzeitig hat aber ein Drittel der brandenburgischen LSBTTIQ* in der vorliegenden Befragung das Gefühl, seine*ihre sexuelle Orientierung beziehungsweise geschlechtliche Identität nicht offen ausleben zu können. Rund die Hälfte der Befragten hat in den vergangenen fünf Jahren negative Erfahrungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung beziehungsweise geschlechtlichen Identität machen müssen - seien es die gaffenden Blicke der Mitmenschen, das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden und/oder verbale Angriffe. Trans*-Personen sind besonders häufig von derartigen negativen Reaktionen betroffen. Daher sind zielgruppenspezifische Beratungsangebote der LSBTTIQ*-Community wie Comingout-Beratung und (Opfer-)Beratung in Fällen von Benachteiligung, Ablehnung und Ausgrenzung besonders wichtig.

Auch hat sich in diesem Rahmen gezeigt, dass die Anzeigebereitschaft für homo-, bi- und transphobe Straftaten auf sehr niedrigem Niveau und das Vertrauen in die Polizei gering ausgeprägt sind. Und das, obwohl ein Großteil der berichteten tatsächlichen Erfahrungen mit der Polizei positiv ist. Positiv ist ebenso festzuhalten, dass in brandenburgischen Bildungseinrichtungen, den Schulen und Hochschulen des Landes, deutlich seltener von Diskriminierung und Benachteiligung berichtet wird als in den Vergleichsbefragungen in Baden-Württemberg.68

Diese Ergebnisse sind direkt in die Erarbeitung des Aktionsplans Queeres Brandenburg, die parallel zur Befragung erarbeitet wurde, eingeflossen und wurden mit den zuständigen Ressorts, Verbänden und Expert*innen diskutiert. Natürlich gibt es Themen, die über die vorliegende Studie hinaus erforscht werden sollten - beispielsweise bedürfte es einer eigenen Befragung älterer LSBTTIQ*, um über die geringen Fallzahlen in dieser Befragung hinaus mehr über deren Erfahrungen in Wohn- und Pflegeeinrichtungen zu erfahren. Auch über die Lebenssituation und Herausforderungen von Inter*-Personen sowie Asexuellen ist noch relativ wenig bekannt.69

Zum Ende der Befragung über die eigenen Erfahrungen der LSBTTIQ* in Brandenburg hatten die Teilnehmer*innen noch die Möglichkeit, Maßnahmenempfehlungen für ein toleranteres Brandenburg zu formulieren. Drei Ideen konnte jede*r aufschreiben und nach Priorität ordnen.

Unter den Vorschlägen, die der höchsten Priorität zugeordnet wurden, tauchte immer wieder der Wunsch nach mehr „öffentlicher Sichtbarkeit" auf. Besonders der Aspekt „Aufklärung in der Schule" wurde sehr häufig genannt. Hier hat das Land Brandenburg mit der Überarbeitung des Rahmenlehrplans, der parallel zur Befragung im Schuljahr 2017/2018 wirksam wird, einen bedeutenden Schritt getan. Auch was den Bereich Familie betrifft, gaben viele Befragte die "Ehe für alle" an, ohne zu wissen, dass diese tatsächlich einige Wochen später bundesweit auf den Weg gebracht werden würde.

Daneben ist vielen die „Stärkung von Regenbogenfamilien" wichtig. Für Trans* ist eine „bessere medizinische Versorgung" entscheidend. Zudem gibt es viele Vorschläge, die Selbstbestimmung von LSBTTIQ* in Brandenburg zu stärken. Genannt werden eine „konstante Förderung" von Beratungsstellen, generell „mehr Beratungsstellen/-angebote auch in eher 'ländlicheren' Gegenden" sowie das Erhöhen der „Sichtbarkeit von Angeboten für LSBTTIQ*".

Darüber hinaus wird auch der Wunsch nach „mehr Freizeitangeboten (Gruppen, Kultur etc.)" geäußert. All das sind Forderungen, die auch in den Handlungsempfehlungen der aktuellen Umfragen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes auftauchen. Gerade Aufklärung, Sensibilisierung, die Erhöhung der Sichtbarkeit und die Verstetigung beziehungsweise der Ausbau von Beratungsstellen sowie die rechtliche Gleichstellung von LSBTTIQ* sind Mittel, Diskriminierung gegenüber queeren Menschen zu begegnen.70

 


 67 Vgl. Einstellungen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland, S. 130.
68 Vgl. Lebenssituation von LSBTTIQ-Menschen in Baden-Württemberg, S. 30.
69 So haben an der vorliegenden Studie nur zwei Inter* teilgenommen.
70 Vgl. Einstellungen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland, S. 162-167 und Diskriminierungserfahrungen in Deutschland anhand der sexuellen Identität, S. 109-117.

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Viele Studien zeigen, dass Lesben und Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und queere Menschen besonderen Diskriminierungen ausgesetzt sind - bis hin zu Gewaltsituationen. Das zeigt beispielsweise die 2017er-Erhebung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes sowie Studien der FRA, der Europäischen Agentur für Grundrechte.60 Für Brandenburg wurden im vorliegenden Fragebogen eine Reihe von Fragen zur Häufigkeit von Übergriffen auf LSBTTIQ*, die Anzeigequote bei der Polizei, Erfahrungen mit Polizei und Justiz sowie Hinderungsgründe bei der Anzeigenerstattung gestellt.

So hat jede*r sechste LSBTTIQ*-Befragte in Brandenburg nach eigenen Angaben innerhalb der vergangenen fünf Jahre Verbrechen oder Gewalt aufgrund der eigenen sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität erfahren, sei es physische, psychische oder sexuelle Gewalt. Damit liegt die Quote auf vergleichbarem Niveau mit den berichteten Übergriffen aus Baden-Württemberg, aber deutlich niedriger als unter den Befragten in Rheinland-Pfalz, was damit zusammenhängt, dass dort nicht nach den vergangenen fünf Jahren, sondern allgemeiner gefragt wurde.61

Unterschiede in der Anzahl der Angriffe im städtischen Raum versus auf dem Land sind nicht nennenswert. Ebenso wenig sind signifikante altersspezifische Unterschiede festzustellen – unter 30-Jährige werden gleichermaßen häufig beziehungsweise selten Opfer wie Mittvierziger oder Ältere. Dafür variieren die Zahlen stark zwischen Übergriffen aufgrund der sexuellen Orientierung versus aufgrund der geschlechtlichen Identität. Während lesbische, schwule und bisexuelle Befragte vergleichbar antworten – hier liegt die Gewaltexposition zwischen 13 Prozent und zehn Prozent der Befragten – ist jede*r zweite Trans* in den zurückliegenden fünf Jahren mit Verbrechen und Übergriffen auf die eigene Person konfrontiert gewesen. Hier ist ein hoher Handlungsbedarf in Brandenburg festzustellen, wie er auch in der rheinland-pfälzischen Befragung sichtbar wurde, wo 46 Prozent der Trans*-Befragten von Übergriffen berichteten.62 Warum in Baden-Württemberg mit 19 Prozent dagegen deutlich weniger Transsexuelle und Transgender nach eigenen Angaben Angriffen ausgesetzt waren, kann nicht dargestellt werden.63

Zur Bekämpfung homo-, bi- und transphober Gewaltverbrechen ist es besonders wichtig, dass entsprechende Vorfälle den Polizei- und Justizbehörden im Land gemeldet werden. Bei der Bevölkerungsgruppe der LSBTTIQ* ist die Anzeigebereitschaft allerdings sehr schwach ausgeprägt. Dies unterstreichen die in der Online-Befragung erhobenen Zahlen – und zeigen auch auf, wo Hinderungsgründe liegen und welche Lösungen sich anbieten.

Zunächst zur Anzeigenquote selbst: Gut zwei Drittel (68 Prozent) derjenigen, die ein Verbrechen oder eine Gewalttat in den vergangenen fünf Jahren erlebt haben, haben diese weder an die Justiz noch der Polizei gemeldet, ein Großteil der berichteten Straftaten gegen LSBTTIQ* sind damit gar nicht erst zu ahnden gewesen. Die genaue Anzeigequote liegt bei 32 Prozent. Nur 19 Prozent der Befragten haben ihre Anzeige bei der Polizei abgegeben, in weiteren 13,5 Prozent der Fälle ist zusätzlich die Justiz eingeschaltet worden. Zum Vergleich: In der rheinland-pfälzischen LSBTTIQ*-Befragung lag die Anzeigequote ebenfalls niedrig, bei knapp unter 25 Prozent, in Baden-Württemberg bei 35 Prozent.64

Erneut sticht die Gruppe der Trans*-Personen als speziell zu adressierende Zielgruppe hervor – unter den befragten Trans* ist die Anzeigebereitschaft äußerst niedrig. Bei den offenen Antworten auf die Frage, welche Erfahrungen sie mit der Polizei gemacht haben, geben Transgender und Transsexuelle konkrete Beispiele von Diskriminierung, wie der folgende Ausschnitt zeigt.

  • "Bei der Polizei/Behörden werden Straftaten, die gegen mich als transsexuelle Frau stattfinden, meistens zwar aufgenommen, aber nicht verfolgt. Man wird dann auch gerne an queere Organisationen vermittelt…"
  • "Beim Gerichtstermin zur Namensänderung wurde ich "begafft" vom Richter und dann kam eine Bemerkung: "ich sehe, es sitzt eine Frau vor mir"... - völlig überflüssiges Verfahren. Ich fand es entwürdigend."
  • "Ich habe oft erlebt, dass Polizei mit Schwulen oder Trans nicht klarkommen."
  • "Ich wurde von der Polizei nicht ernstgenommen als ich Anzeige wegen Körperverletzung erstatten wollte. Man hat mir dort gesagt, ich hätte durch mein Erscheinungsbild möglicherweise provoziert."
  • "Bei Anzeigenerstattung wegen homophober Beleidigung wurde mir erklärt, ich müsse ja nicht offen auftreten und hätte die Situation dadurch selbst verursacht."
  • "Strukturelle Formen von Gewalt gehören zum meinem täglichen "Programm", sehr massiv insbesondere bei Behörden, in Krankenhäusern, von Ärzt*innen, bei Gericht, seitens der Polizei (z.B. wurde eine Anzeige nach einem gewaltsamen Übergriff auf mich von dem Polizisten nicht aufgenommen und ich wurde allein zurückgelassen. Auch der Täter wurde nicht gesucht.)"
  • "Polizeiliche Ignoranz gegenüber Gewaltanwendung in meinem eigenen Restaurant."
  • "Bei öffentlichen Verkehrsmitteln bin ich bei bestimmten Personengruppen sehr vorsichtig und wechsele lieber das Abteil. Ich trage jetzt ein Pfefferspray bei mir."

Offene Antworten zur Frage "Haben Sie weitere Erfahrungen mit der Polizei/Justiz gemacht, die in der vorangegangenen Frage nicht aufgeführt waren?"

Die Gründe, die LSBTTIQ* in Brandenburg daran hindern, zur Polizei zu gehen, wurden im Fragebogen auch systematisch abgefragt. Zu den gewichtigsten Gründen, warum die betroffenen Befragten keine Anzeige erstattet haben, zählen praktische Erwägungen wie eine nachteilige Kosten-Nutzen-Rechnung beziehungsweise zu hoher Aufwand (92 Prozent der Befragten) bei der gleichzeitigen Sorge, die Ermittlungen würden nichts bringen (91 Prozent).

Zweitens liegt vielfach Angst vor persönlichen Konsequenzen vor, wie ein ungewolltes Coming-out (48 Prozent), erneute Repressalien durch die Täter*innen (52 Prozent) oder Scham aufgrund der erlittenen Tat (ebenfalls für 52 Prozent der Befragten, gerade auch bei der jüngsten Befragtengruppe, den unter 30-Jährigen mit 63 Prozent ein besonders häufiger Hinderungsgrund). Proaktive Zusicherung von Anonymität könnte helfen, diese Ängste zu nehmen.

Drittens hindern Wissenslücken und fehlende Informationen viele Betroffene an einer Anzeige: Gut die Hälfte der Befragten (52 Prozent insgesamt, im ländlichen Raum sogar 86 Prozent) gibt an, die Tat (vermeintlich) für strafrechtlich nicht relevant gehalten zu haben. Hier wäre eine verstärkte und zielgruppengerechte Aufklärung über persönliche Schutzrechte und Formen psychischer und physischer Gewalt gerade auch im Nahbereich angebracht. Des Weiteren geben 48 Prozent derjenigen, die keine Anzeige erstattet haben, als Hinderungsgrund an, dass ihnen keine geeignete Ansprechperson für Straftaten gegen LSBTTIQ* bekannt sei.65

Viertens besteht Misstrauen gegenüber der Polizei und Justiz selbst: Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) befürchtete Diskriminierung durch die Polizei – mit 58 Prozent der Befragten überraschenderweise gerade in den größeren Städten besteht eine größere Sorge als auf dem Land (25 Prozent). Sogar 83 Prozent der Teilnehmer*innen hatten die Erwartung, von der Polizei nicht ernst genommen zu werden.

Gerade diese letztgenannten Hinderungsgründe sind für zukünftiges politisches, justizielles und polizeiliches Handeln besonders interessant. Kontrastieren wird diese Erwartungen von derjenigen, die keine Anzeige erstattet haben, doch überaus stark mit den real gemachten Aussagen der Gruppe, die Straftaten zur Anzeige gebracht und Erfahrungen bei der Bearbeitung ihres Falles bei der Brandenburgischen Polizei66 gemacht hat.

So stehen der Befürchtung, nicht ernst genommen zu werden (83 Prozent in der Gruppe der Nicht-Anzeigenden), eine gleich große Gruppe der Befragten mit Kontakt zur Polizei gegenüber, die den Eindruck hatten, ihre Erlebnisse seien dort von den Beamt*innen ernst genommen worden. Der Sorge, sogar durch die Polizei selbst diskriminiert zu werden, die von knapp der Hälfte der Befragten als Hinderungsgrund geäußert wurde, steht der Befund gegenüber, dass die Polizei die Fälle sachlich und kompetent bearbeitet habe (67 Prozent der Befragten mit angezeigter Straftat).

 


60 Vgl. Agentur der Europäischen Union für Grundrechte FRA (2014): EU LGBT Survey. European Union Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender Survey. Results at a Glance. Hg. v. Publication Office of the European Union. Luxemburg oder Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (2013): LGBT-Erhebung in der EU. Erhebung unter Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen in der Europäischen Union. URL: http://fra.europa.eu/sites/default/files/eu-lgbt-survey-results-at-a-glance_de.pdf und Diskriminierungserfahrungen in Deutschland anhand der sexuellen Identität.
61 Vgl. Lebenssituation von LSBTTIQ-Menschen in Baden-Württemberg, S. 48 und Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender und Intersexuellen in Rheinland-Pfalz, S. 61.
62 Vgl. Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender und Intersexuellen in Rheinland-Pfalz, S. 61.
63 Vgl. Lebenssituation von LSBTTIQ-Menschen in Baden-Württemberg, S. 48.
64 Vgl. Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender und Intersexuellen in Rheinland-Pfalz, S. 61 und Lebenssituation von LSBTTIQ-Menschen in Baden-Württemberg, S. 48.
65 Eine spezielle Ansprechperson für LSBTTIQ* ist bei der Brandenburgischen Polizei unter anderem über das Internetangebot der Polizei Brandenburg zu finden: https://polizei.brandenburg.de/seite/ansprechpartner-fuergleichgeschlechtlic/270213
66 Ergebnisse zur der analogen Frage, welche Erfahrungen die Befragten bei der Bearbeitung ihres Falls mit der Justiz gemacht haben, sind aufgrund der geringen Fallzahlen (n = 4 bis 5) nicht ausreichend belastbar.

 

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Für eine selbstverständliche Teilhabe ist es wichtig, dass Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* in der Gesellschaft sichtbar sind, dass es sowohl Angebote allein für Interessensgruppen für queere Menschen, aber auch Begegnungsstätten gibt, die dazu beitragen, dass Vorurteile gegenüber LSBTTIQ* abgebaut werden können. Daher wurden die Teilnehmer*innen danach gefragt, welche Angebote aus der LSBTTIQ*-Community ihnen besonders wichtig sind.

Die Antworten der befragten Gruppen unterscheiden sich nicht sonderlich voneinander. Zunächst wurden die Beratungsangebote genannt, die Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans* mit knapp hundert Prozent Zustimmung am wichtigsten erscheinen: Coming-out-Beratung, Beratung in Fällen von Benachteiligung, Ablehnung und Ausgrenzung sowie Rechtsberatung. Direkt danach folgen Selbsthilfegruppen und (politische) Interessenvertretung, die für Lesben wie Schwule sowie Trans* und Bisexuelle von besonders großer Bedeutung sind. Allein Gesundheits- und Bildungsangebote werden von Trans* als wichtiger eingestuft als von den anderen Gruppen. Dieses Ergebnis resultiert möglicherweise daraus, dass Trans* deutlich häufiger mit gesundheitlichen Fragestellungen und spezifischen Problemen (vor allem innerhalb eines Transitionsprozesses) konfrontiert sind als Lesben, Schwule oder Bisexuelle. Der höhere Bedarf, der bei Bildungsangeboten gesehen wird, kann damit zusammenhängen, dass Transsexualität und damit verbundene Themen wie Transition vielen Menschen fremd und dadurch mit Vorurteilen behaftet sind.

Beim Blick auf das Alter der Befragten ist festzustellen, dass gerade die jüngeren (und ebenfalls solche mit geringem Einkommen) Bildungsangebote für wichtiger halten als ältere brandenburgische LSBTTIQ*. Das Alter spielt auch eine Rolle, wenn es um die Bewertung von kulturellen Freizeitangeboten geht. Jugendlich Befragte bis 29 Jahren sind derartige Angebote (ähnliche Ergebnisse bei der Antwort "Sportangebote") deutlich wichtiger (83 Prozent) als befragten Brandenburger*innen ab 45 Jahren (61 Prozent). Was gastronomische Szeneeinrichtungen betrifft, stellte sich eine unterschiedliche Einschätzung der städtischen beziehungsweise ländlich lebenden LSBTTIQ*-Befragten heraus. Für die Städter*innen sind derartige Angebote zu 81 Prozent wichtig, den LSBTTIQ* auf dem Land nur zu 63 Prozent.

Damit Trans* und Inter* ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft werden, ist es wichtig, über geschlechtliche Vielfalt aufzuklären. Wie in vielen anderen Bereichen, wenn es um Selbstbestimmung und Gleichstellung geht, sind Bildung und Begegnung gute Möglichkeiten, um Klischees abzubauen und Vorurteile abzuschaffen. Und so gehen auch die meisten offenen Antworten auf die Frage, wie man die Begriffe Trans- und Intergeschlechtlichkeit einer breiteren Masse zugänglich machen könnte, zumeist in die Richtung Aufklärungskampagnen:

  • "'Was bedeutet eigentlich...'-Kolumnen in Zeitungen; Aufklärungsprojekte in Schulen, Behörden, Ämtern, Krankenhäusern, Arztpraxen etc."
  • "Bereits in Kinderbüchern/-sendungen Homosexuelle und Transsexuelle mit in das alltägliche Lernen von Kindern einbinden, so dass diese keine Besonderheit oder Abnormalität für diese darstellen."
  • "Die Begriffe müssen durch Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung und der Interessengruppen immer wieder erklärt werden, vor allem Mulitplikator*innen, z. B. Journalist*innen. Jede betroffene Person sollte in ihrem Umfeld aufklärend wirken. Broschüren mit Begriffsklärungen sind dabei eine Hilfe."
  • "Einbringung der Themenschwerpunkte in die Aus- und Fortbildung"
  • "Mehr Aufklärungsarbeit mit Hilfe der BZgA59, mehr Spielfilme, in denen das Thema gezeigt wird. Nur wenn queere Menschen regelmäßig normal zu sehen sind - auch und besonders in Spielfilmen -, kann die Allgemeinheit lernen, damit umzugehen. Wer nicht gesehen wird, kann nicht verstanden werden."
  • "Das Wort "queer" finde ich aber sehr verschleiernd. Außerhalb akademischer Kreise können wenige Menschen etwas damit anfangen. Wo möglich, sollten auch die Begriffe schwul und lesbisch benutzt werden. Diese sind klar verständlich und außerdem negativ belegt - wenn sie selbstbewusst verwendet würden, wäre der Sache sehr gedient."
  • "Die Erwachsenenbildung (VHS, Bildungswerke der evang. Kirche) sollte gefördert werden (auch finanziell), zu dem Thema Veranstaltungen anzubieten und passende betroffene Referenten einzuladen."

Offene Antworten zur Frage "Haben Sie Verbesserungsvorschläge, wie die Begriffe 'Transsexualität, Transgender, Intersexualität und Genderqueer' einer breiteren Öffentlichkeit / der 'Allgemeinbevölkerung' bekannt gemacht werden können?"

Neben der Aufklärung der gesamten Bevölkerung sind Angebote speziell für Trans*-Menschen eine Möglichkeit, Vernetzung und Beratung zu schaffen. Acht Prozent der befragten Trans* in Brandenburg geben an, weder eine Ansprechperson im privaten Umfeld, noch eine Anlaufstelle außerhalb zu haben, an die sie sich bei Sorgen oder Schwierigkeiten wenden können. Die größte Gruppe (42 Prozent der Trans*) hat Menschen im privaten Umfeld, ein Drittel kennt Anlaufstellen sowie Personen im weiteren Umfeld. Allerdings sind nur die Hälfte der befragten Trans* mit den Selbsthilfeangeboten in ihrer Umgebung zufrieden. Auffällig ist, dass hier besonders die Trans* unter 30 Jahren zustimmen - zehn der zwölf Trans*, die sich aufgefangen fühlen, gehören zu dieser jüngsten Altersgruppe. Zielgruppengerechte Angebote für ältere Trans*-Personen scheinen in Brandenburg aus Sicht der Betroffenen wünschenswert. Um die Sichtbarkeit und das Wissen um LSBTTIQ* zu erhöhen, gibt es in Brandenburg Vereine, Verbände, Selbsthilfegruppen und Projekte mit queerem Themenschwerpunkt. Es war aufgrund der Rekrutierungsmechanismen zu erwarten, dass die Teilnehmer*innen an der Studie zu einem gewissen Teil aus diesem Feld von Menschen kommen, die sich ehrenamtlich für die Belange von schwulen, lesbischen, bisexuellen, trans*, inter* und queeren Menschen in Brandenburg engagieren. Insofern liegen die Antwortzahlen auf die Frage nach dem Engagement in einem sehr hohen Bereich: Von den an der Studie teilnehmenden Städter*innen berichten 48 Prozent von ihrem Engagement, während sich die Befragten aus den eher ländlichen Regionen zu einem Drittel engagieren. Dies kann auf die weniger gut ausgeprägten Vereinsstrukturen auf dem Land, aber auch auf die möglicherweise wenig ausgeprägte Mobilität der Befragten im ländlichen Raum und vielleicht auch auf andere Möglichkeiten des Engagements hinweisen.

Gerade die befragten Trans*-Menschen engagieren sich zu 62 Prozent, während 45 Prozent der schwulen und 40 Prozent der lesbischen sowie 28 Prozent der bisexuellen Befragten von einem ehrenamtlichen Engagement berichten. Die Schwulen, die sich engagieren, sind zu 73 Prozent in Vereinen, einer Initiative oder Gruppe regelmäßig aktiv. Dasselbe gilt auch mit 54 Prozent für den größten Teil der befragten Trans*. Die lesbischen Befragten sind zu 45 Prozent am häufigsten bei besonderen Anlässen wie dem CSD, IDAHOT, Protestaktionen oder anderen Veranstaltungen aktiv. Auch die Bisexuellen nutzen zu 60 Prozent solche Veranstaltungen, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Aus den offenen Antworten auf die Frage nach Hinderungsgründen, bei LSBTTIQ*-Vereinen mitzuwirken, wird deutlich, dass vielen Befragten in ihrer Umgebung keine Vereine zur Verfügung stehen beziehungsweise sie diese nicht kennen. Es werden aber auch weitere Gründe genannt, die in der folgenden Übersicht ausschnittweise dargestellt sind.

  • "Als asexuelle Person habe ich nicht unbedingt einen Bezug zu LSBTTIQ*-Vereinen etc. Es gibt in meiner Stadt keinen Treffpunkt für die asexuelle Community"
  • "Durch Psycho- und Hormontherapie, häufige Fragen etc. bin ich so oft mit meiner sexuellen Identität konfrontiert, dass ich mich ehrenamtlich lieber in einem anderen Bereich betätige."
  • "Es gibt hier keine Anlaufstelle oder Beratungsstelle oder Verein...komme mir vor wie außerirdisch."
  • "Fehlende Vereine/Initiativen, besonders altersgruppenentsprechend, bzw. ich weiß von keinen (möglicherweise existieren sie, aber sind nicht einfach zu finden/nicht sehr öffentlich)."
  • "Ich fühle mich mehr akzeptiert in der Masse der Menschen, als wenn ich mich besonders hervorheben muss. Die Vereine betonen mir zu sehr das schwul/lesbische Leben. Aber ist dieses denn anders als das heterosexueller Paare?! Oft spielt gerade das Thema der Sexualität die Hauptrolle und nicht die Akzeptanz des Andersseins."
  • "Ich sehe (A)sexualität nicht als wichtigen Teil von mir an. Ich gehe beim CSD mit, um Solidarität zu zeigen und andere zu informieren. Aber ich suche keine Berührung mit dem Thema, da es auch aus queeren Kreisen teilweise Ablehnung gibt."
  • "Ich trage meine sexuelle Orientierung nicht betont nach außen, sie ist ein Teil von mir und meiner individuellen Lebenswelt, den ich weder absichtlich betone noch unterdrücke/verschweige. Ich fürchte allerdings auch, mich durch öffentliche Betonung angreifbarer zu machen. In meiner eigenen Umgebung kann ich allerdings gut dazu stehen, eine Frau zu lieben. Bis dahin war es für mich aber ein längerer Weg..."
  • "Leider leben viele homosexuelle Männer sehr stark Klischees aus und das Thema Sex ist sehr präsent. Als monogames Paar findet man nur schwer Anschluss in der Szene und stößt zum Teil auf großes Unverständnis, warum man seit vielen Jahren monogam lebt. Das ging uns letztendlich zu stark auf die Nerven. Zusätzlich sehen wir Homosexualität als etwas Normales und suchen uns unsere Freunde nicht nach der sexuellen Orientierung aus. Für uns ist die Szene selber auch eine gewisse Form der Abgrenzung"

Offene Antworten auf die Frage "Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb Sie sich nicht in einer LSBTTIQ*-Initiative / einem LSBTTIQ*-Verein engagieren (z.B. Nichtvorhandensein von LSBTTIQ*- Vereinen oder –Initiativen in der näheren Umgebung, keine altersgruppenentsprechenden Angebote)?" und Äußerungen zu queeren Vereinen

Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass sie im kulturellen wie im sportlichen Freizeitbereich bisher keine negativen Erfahrungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung beziehungsweise geschlechtlichen Identität oder Familienkonstellation gemacht hat. Bisexuelle sind am seltensten (nur 6 Prozent der Befragten) von Diskriminierung im Freizeitbereich betroffen. Auch die befragten Lesben geben zu 87 Prozent an, nicht diskriminiert worden zu sein. Von den schwulen Befragten aus Brandenburg ist es etwa ein Viertel, das negative Erfahrungen im Freizeitbereich gemacht hat. Zehn Prozent mehr sind es bei den Trans*. Jene haben hauptsächlich (23 Prozent) im sportlichen Bereich Negativerfahrungen gemacht. Auch der größte Anteil (17 Prozent) der schwulen Befragten mit Diskriminierungserfahrungen im Freizeitbereich gibt an, während einer sportlichen Aktivität diskriminiert worden zu sein. Insgesamt waren im Bereich der kulturellen und sportlichen Freizeit im Schnitt etwa 20 Prozent der Befragten von negativen Reaktionen betroffen.

In der folgenden Übersicht sind Erfahrungen der Befragten aus ihrer Freizeit beispielhaft aufgelistet.

  • "Jegliches Mainstream-Freizeitangebot ist für Hetero-Singles, Paare oder klassische Kleinfamilien gemacht bzw. wird mit solchen Fotos geworben. Andersartige werden nicht mitgedacht. Ich fühle mich nicht gesehen, nicht eingeladen und halte mich lieber raus bei so "Volksveranstaltungen" oder Gemeindeveranstaltungen."
  • "Ich bin Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Zwei Kameraden möchten es nicht verstehen, dass ich diesen, den meinen, Weg wähle, um so zu leben. Wir gehen uns weitestgehend aus dem Weg."
  • "Ich spiele Fußball und bestätige damit das Klischee. Alle Fußballerinnen seien lesbisch, daher wurden auch neue Spielerinnen von Eltern abgemeldet, damit sie nicht auch lesbisch 'werden'- in vielen Vereinen ist es eher männerdominiert und es werden blöde Sprüche gegenüber frauenliebenden Frauen gemacht."
  • "Die Umkleidekabine oder Duschen, etwa nach dem Schwimmen, sind ein Ort, wo heterosexuelle Cis-Menschen starke Berührungsängste haben. Beim Sport selbst aber nicht."

Offene Antworten auf die Frage "Welche negativen Reaktionen haben Sie bei einer kulturellen/sportlichen Freizeitbetätigung erlebt? Bitte schildern Sie Ihre Erfahrungen. Was haben Sie wo erlebt?"


 59 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

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Queeres Brandenburg - Landeskoordinierungsstelle
Die Kommnunale Arbeitsgemeinschaft Tolerantes Brandenburg - Katte e. V. ist seit dem Jahr 2020 die Trägerin des Projektes Queeres Brandenburg - Landeskoordinierungsstelle. Das Projekt wird durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbarucherschutz gefördert. Die jeweiligen Träger der Projekte zur Aufklärung, Prävention, Beratung und Hilfe, die auf dieser Seite aufgeführt werden, sind durch die Veröffentlichung der jeweiligen Adresse gekennzeichnet. 

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