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Queeres Brandenburg
Landeskoordinierungsstelle
Wir gewinnen den Kampf um Vielfalt und Gleichstellung nicht in den Metropolen,
sondern in den Dörfern und Städten Brandenburgs.
 

7. Bewertung der Ergebnisse und Handlungsbedarf

Ein Ergebnis der aktuellen repräsentativen ADS-Befragung zur Einstellung der deutschen Bevölkerung gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland lautet, dass sich 71 Prozent der Deutschen darüber freuen, dass die Republik noch vielfältiger und bunter wird.67 Gleichzeitig hat aber ein Drittel der brandenburgischen LSBTTIQ* in der vorliegenden Befragung das Gefühl, seine*ihre sexuelle Orientierung beziehungsweise geschlechtliche Identität nicht offen ausleben zu können. Rund die Hälfte der Befragten hat in den vergangenen fünf Jahren negative Erfahrungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung beziehungsweise geschlechtlichen Identität machen müssen - seien es die gaffenden Blicke der Mitmenschen, das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden und/oder verbale Angriffe. Trans*-Personen sind besonders häufig von derartigen negativen Reaktionen betroffen. Daher sind zielgruppenspezifische Beratungsangebote der LSBTTIQ*-Community wie Comingout-Beratung und (Opfer-)Beratung in Fällen von Benachteiligung, Ablehnung und Ausgrenzung besonders wichtig.

Auch hat sich in diesem Rahmen gezeigt, dass die Anzeigebereitschaft für homo-, bi- und transphobe Straftaten auf sehr niedrigem Niveau und das Vertrauen in die Polizei gering ausgeprägt sind. Und das, obwohl ein Großteil der berichteten tatsächlichen Erfahrungen mit der Polizei positiv ist. Positiv ist ebenso festzuhalten, dass in brandenburgischen Bildungseinrichtungen, den Schulen und Hochschulen des Landes, deutlich seltener von Diskriminierung und Benachteiligung berichtet wird als in den Vergleichsbefragungen in Baden-Württemberg.68

Diese Ergebnisse sind direkt in die Erarbeitung des Aktionsplans Queeres Brandenburg, die parallel zur Befragung erarbeitet wurde, eingeflossen und wurden mit den zuständigen Ressorts, Verbänden und Expert*innen diskutiert. Natürlich gibt es Themen, die über die vorliegende Studie hinaus erforscht werden sollten - beispielsweise bedürfte es einer eigenen Befragung älterer LSBTTIQ*, um über die geringen Fallzahlen in dieser Befragung hinaus mehr über deren Erfahrungen in Wohn- und Pflegeeinrichtungen zu erfahren. Auch über die Lebenssituation und Herausforderungen von Inter*-Personen sowie Asexuellen ist noch relativ wenig bekannt.69

Zum Ende der Befragung über die eigenen Erfahrungen der LSBTTIQ* in Brandenburg hatten die Teilnehmer*innen noch die Möglichkeit, Maßnahmenempfehlungen für ein toleranteres Brandenburg zu formulieren. Drei Ideen konnte jede*r aufschreiben und nach Priorität ordnen.

Unter den Vorschlägen, die der höchsten Priorität zugeordnet wurden, tauchte immer wieder der Wunsch nach mehr „öffentlicher Sichtbarkeit" auf. Besonders der Aspekt „Aufklärung in der Schule" wurde sehr häufig genannt. Hier hat das Land Brandenburg mit der Überarbeitung des Rahmenlehrplans, der parallel zur Befragung im Schuljahr 2017/2018 wirksam wird, einen bedeutenden Schritt getan. Auch was den Bereich Familie betrifft, gaben viele Befragte die "Ehe für alle" an, ohne zu wissen, dass diese tatsächlich einige Wochen später bundesweit auf den Weg gebracht werden würde.

Daneben ist vielen die „Stärkung von Regenbogenfamilien" wichtig. Für Trans* ist eine „bessere medizinische Versorgung" entscheidend. Zudem gibt es viele Vorschläge, die Selbstbestimmung von LSBTTIQ* in Brandenburg zu stärken. Genannt werden eine „konstante Förderung" von Beratungsstellen, generell „mehr Beratungsstellen/-angebote auch in eher 'ländlicheren' Gegenden" sowie das Erhöhen der „Sichtbarkeit von Angeboten für LSBTTIQ*".

Darüber hinaus wird auch der Wunsch nach „mehr Freizeitangeboten (Gruppen, Kultur etc.)" geäußert. All das sind Forderungen, die auch in den Handlungsempfehlungen der aktuellen Umfragen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes auftauchen. Gerade Aufklärung, Sensibilisierung, die Erhöhung der Sichtbarkeit und die Verstetigung beziehungsweise der Ausbau von Beratungsstellen sowie die rechtliche Gleichstellung von LSBTTIQ* sind Mittel, Diskriminierung gegenüber queeren Menschen zu begegnen.70

 


 67 Vgl. Einstellungen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland, S. 130.
68 Vgl. Lebenssituation von LSBTTIQ-Menschen in Baden-Württemberg, S. 30.
69 So haben an der vorliegenden Studie nur zwei Inter* teilgenommen.
70 Vgl. Einstellungen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland, S. 162-167 und Diskriminierungserfahrungen in Deutschland anhand der sexuellen Identität, S. 109-117.

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